Afrikanischer Zwergschläfer
- Körperlänge: 6-9 cm Körperlänge, 5-8 cm Schwanzlänge
- Gewicht: 18 bis 30 Gramm
- Alter: in Gefangenschaft meist 4-5 Jahre
- Geschlechtsreife: ab 4 Monaten (aber früher trennen!)
- Tragzeit: bis zu 30 Tagen
- Wurfgröße: meist 4-6 Jungtiere
- Futter: Obst, verschiedene Insekten, gutes Nagerfutter
- Wissenschaftlicher Name: Graphiurus spec.
Äußerlich gesehen, erinnern Afrikanische Zwergschläfer ein wenig an eine Mischung aus Feldmaus und Hörnchen. Ihr Fell ist grau bis beige gefärbt. Der Bauch hingegen hebt sich weiß ab. Bei einigen Tieren kann man auch noch eine dunkle Augenmaske erkennen. Natürlich hat der Zwergschläfer auch den charakteristisch puscheligen Schwanz, in den er sich beim Schlafen warm einrollt. Dieser Schwanz hat ihm auch den Namen "Pinselschwanzbilch" eingebracht. Die verhältnismäßig großen Ohren und Augen weisen unverkennbar auf nachtaktive Tiere hin. Besonders die Ohren sind für die nächtliche Jagd auf Insekten sehr wichtig, da sie wie kleine "Radarschirme" eingesetzt werden.
Die bei uns gehaltenen Tiere werden meist als „Graphiurus murinus“ verkauft. Jedoch gibt es in ihrer Heimat mehrere Arten der Zwergschläfer, die sehr schwer untereinander differenzierbar sind. Daher ist es möglich, dass auch bei uns keine „reinrassigen“ Graphiurus murinus angeboten werden, sondern Hybriden aus den verschiedenen Arten. Allumfassender Begriff für den afrikanischen Zwergschläfer ist aber „Graphiurus spec.“, was die recht große Gruppe der afrikanischen Schläfer definiert.
In ihrer natürlichen Umgebung halten sich die flinken Kletterer fast ausschließlich in den Baumkronen oder höheren Felsnischen auf und ernähren sich dort vornehmlich von Früchten, Nüssen und Samen sowie Insekten, Vogeleiern, Vögeln und selbst Kleinsäugern.
Wenn es zu kalt werden sollte, verfällt der Zwergschläfer in eine Art Winterschlaf, auch "Topor" genannt. Oft ist es schon vorgekommen, dass ein Halter einen vermeintlich "toten" Schläfer aus dem Terrarium geholt hat. Nach einer gewissen Zeit bewies dieser dann aber mit einem deutlichen Biss in den Finger, dass dieser noch nicht vorhatte, diese Welt gänzlich zu verlassen.
Die nachtaktiven Zwergschläfer verschlafen meist den ganzen Tag in einem dunklen Astloch. Dort finden bis zu 15 Tiere einer Familie Platz.
Was Zwergschläfer als Beobachtungstier noch sehr interessant macht, sind die verschiedenen Laute, mit denen sich die Familie bei Erwachen verständigt. Diese Laute können vom Quietschen, zu einer Art Gurren bis hin zu einem recht lauten Schrei reichen. Meine Schläfer selbst gaben die Geräusche ab, wenn sie sich mal jagten oder sich gepaart haben. Ein Laut der auch öfter in der Paarungszeit zu hören ist, ist eine Art "zirpen" wie von Grillen und Heimchen. Dies ist zwar sehr leise, aber dient wohl als Paarungsruf.
Obwohl die Tiere recht klein sind, sind sie dennoch sehr bewegungsfreudig. Sie sind äußerst geschickte und erstaunlich schnelle Kletterer, die in ihrer natürlichen Umgebung ein Revier von etlichen Hektar einnehmen. Auch in Gefangenschaft muss man als Halter versuchen, diesem Bewegungsdrang gerecht zu werden. Zwar lassen sich manche Exemplare mit viel Geduld an den Kontakt zum Halter gewöhnen, indem sie schon kurz nach der Geburt regelmäßig auf die Hand genommen werden, jedoch geht die Vertrautheit selten über das Fressen auf der Hand hinaus. Deshalb ist von Freilauf in der Wohnung, wie man es vielleicht von anderen Nagern gewohnt ist, abzusehen.
Für Kinder sind diese possierlichen Tiere deshalb alles andere als geeignet, da sie einfach zu schreckhaft und flink sind!
Haltung
Bei der Haltung von Zwergschläfern muss tunlichst darauf geachtet werden, dass die Tiere in ihrer Unterbringung keine Spalten entdecken können, durch die sie entkommen könnten. Da Schläfer einen keilförmigen Kopf haben, und dieser zudem noch recht flach ist, ist es ihnen ein Leichtes, sich durch Spalten zu quetschen, die nur etwas mehr als einen Zentimeter messen.
Das wieder einfangen eines ausgebüchsten Zwergschläfers scheint nämlich ein mitunter ziemlich hoffnungsloses Unterfangen zu sein.
Mit ihren Drüsen an den Pfoten, die sie normalerweise gebrauchen, um ein glatten Ästen Halt zu finden, schaffen die Kleinen es sich an fast jeden Gegenstand festzuhalten. Sogar kopfüber an der Terrariendecke konnte man schon Zwergschläfer beobachten. Die Gabe der Tiere über Strecken von etwa einem Meter zu springen, gestaltet das Einfangen auch nicht gerade angenehmer.
Man hält ein Paar Zwergschläfer am besten in einem Terrarium oder in einem umgebauten Aquarium. Auch bei Umbau sollte man verschärft auch entstehende Lücken achten.
Oftmals werden Maße von 60x30x30cm (Höhe, Länge, Breite) empfohlen. Dies halte ich für deutlich zu klein.
Im Übrigen kann ein Terrarium für Zwergschläfer nicht voll gestopft genug sein. Die Tiere lieben es, sich im tiefen Geäst zu verstecken. Als Nester eignen sich besonders Vogelnistkästen oder Exotennistkörbchen (Zebrafinken). Die Kästen kann man aus Spanplatte oder Sperrholz auch gut selber bauen.
An Ästen kann man nahezu alles nehmen, was nicht giftig oder von Menschenhand gespritzt ist. Gut geeignet ist Korkenzieherhasel. Durch die natürlichen Windungen dieser Äste, haben die Schläfer noch mehr Raum um sich auszutoben. Ebenfalls sinnvoll sind alte, abgefallene Rindenstücke, die so grob sind, dass sich die Tiere mit ihren Krallen gut daran festhalten können. Diese Rindenstücke sollte man jedoch zuerst, für kurze Zeit, in den Backofen legen, damit man sich kein Ungeziefer in das Schläferheim holt.
Bei einem Spaziergang im Wald trifft man meist, auf so manch Brauchbares, wie abgestorbene und vertrocknete Äste, die man ebenfalls vorher auf Ungeziefer überprüfen sollte. Auch Steine kann man mit ins Schläferheim bringen, da sich die Tiere darauf die Krallen abwetzen können. Zudem werden die Steine, bei Einsatz von einer Wärmelampe oder einer darunter liegenden Heizmatte schön warm und eignen sich als prima Aufenthaltsort.
Als Bodengrund kann man handelsübliche Kleintierstreu nehmen. Die mischt man jedoch am besten mit Heu oder auch Stroh, da sich Zwergschläfer auch gern mal in die Streu einbuddeln um dort zu schlafen.
Da Zwergschläfer einen eigenen, für manche unangenehmen Geruch haben, kann man auch noch eine geruchsbindende Streu hinzugeben, die aus Bauwolle besteht („No Smell“). Auch verschiedene Kräutereinstreu die derweil im Handel angeboten werden, überdecken den leicht süßlichen Geruch ganz gut.
Zucht
Die Zucht von afrikanischen Zwergschläfern ist alles andere als schwierig. Oft kommt es sogar zu regelrechten „Schläferfluten“. Daher muss man sich vorher im Klaren sein, wohin mit dem Nachwuchs, wenn dieser abgabebereit ist.
Zudem ist es recht schwierig, bei jungen Zwergschläfern das Geschlecht festzustellen, da man es dank des dichten Fells nur schwer einsehbar ist. Auch bei Zwergschläfern kann man den Unterschied zwischen Männchen und Weibchen an dem Abstand zwischen Genitalien und After erkennen. Dieser ist beim weiblichen Schläfer geringer als beim Männchen.
Dass eine erfolgreiche Kopulation stattgefunden hat, deutet sich bei den Tieren meist durch verminderte Aktivität des Weibchens an, das sich dann für 3-4 Tage meist nur noch kurz zum Fressen zeigt.
Oft kann man auch nicht erkennen, ob das Weibchen trächtig ist, oder nicht. Es kann also schon mal vorkommen, dass sich plötzlich Nachwuchs im Nest tummelt, obwohl es vorher fast keine Anzeichen dazu gab.
Um die Trächtigkeit einigermaßen sicher feststellen zu können, gibt es einen simplen Trick: Man legt ihr einfach einen kleinen Haufen Nistmaterial hin, und wartet, bis dieser abgetragen wurde. Geschieht dies recht plötzlich über Nachts, kann man sich fast sicher sein, dass bald Nachwuchs in Haus steht.
Die eigentliche Paarung erfolgt in mehreren, teils recht ruppigen Annäherungsversuchen. Mit ein wenig Glück kann man dann das Schläferpaar dabei beobachten, wie sie Hinterteil an Hinterteil, ineinander verhakt an einem Ast baumeln oder gar einer den anderen rückwärts durch das Terrarium schleift. Dieser „Akt“ kann über Minuten gehen.
Die Tragzeit beläuft sich für gewöhnlich auf ca. 25 bis 30 Tage. Nach sechswöchigem Säugen, fangen die Kleinen an, selbstständig zu fressen. Die durchschnittlich 4-6 Jungen kommen nackt und blind auf die Welt.
In den ersten 1-2 Wochen sollte man es lieber lassen, die Mutter großartig bei der Versorgung ihrer Jungen zu stören oder diese gar herauszunehmen. So eine Aktion kann dazu führen, dass die Mutter in einer große Stresssituation gelang und ihren Nachwuchs umquartiert, eventuell aus Angst vor weiteren Störungen sogar auffrisst. Dies ist bei Mäusen bzw. Mausartigen nichts Ungewöhnliches. Besonders beim ersten Wurf, wenn die Eltern noch unerfahren sind.
Ab ca. einer Woche beginnt das Fell zu wachsen und mit 14 Tagen öffnen die Kleinen zum ersten Mal die Augen. Frühestens jetzt sollte man, sofern notwendig, beginnen, den Nachwuchs an die Hand des Halters zu gewöhnen, um späterer Beißneigung vorzubeugen.
Futter
Als Futter für afrikanische Zwergschläfer eignen sich besonders süße Früchte wie Bananen, Erdbeeren, Weintrauben (ohne Kerne, wegen der Blausäure), Kirschen, Pflaumen, Mandarinen etc.
Was meine noch ganz gerne mochten, war diese "Trockenobstmischung" aus dem Supermarkt. Da gab es jeden Abend nebst frischer Banane ein anderes Stück aus der Packung. Mal eine getrocknete Pflaume, mal einen Apfelring oder mal eine trockene Aprikose. Die Teile wurden sofort in ein sicheres Versteck gebracht und dort verspeist.
Um kanibalistischen Vorfällen vorzubeugen, ist es notwendig, neben dem Obst auch immer frische Mehlwürmer zu verfüttern. Da diese, wenn man sie frisch aus dem Zooladen erwirbt, kaum noch Nährstoffe enthalten, sollte man sie bis zu einer Woche in einem Gefäß mit Bio-Abfällen „mästen“.
Hierfür eignet sich ein einfaches Einmachglas in dessen Deckel Löcher hinein gestochen werden, oder eine Fauna- Box. Hinein kommen dann Abfälle wie Kartoffelschalen, Obstreste und Ähnliches. Durch das Fressen dieser „Reste“ gewinnen die Mehlwürmer wieder deutlich an Vitaminen und werden dadurch zu einem hochwertigen Futter für Zwergschläfer. Gereicht werden die Würmer am besten in einem höheren Gefäß mit glattem Rand, damit sie nicht hinaus krabbeln können.
Auch Heimchen und Grillen können verfüttert werden. Hierbei besonders interessant zu beobachten ist, dass die meisten Schläfer diesen Tieren nachjagen und sie mit ihren Ohren durch verursachte Geräusche aufspüren und stellen. Dies hält die Tiere fit und macht Spaß. Sie sollten es also unbedingt mal ausprobieren, ob Ihre Tiere auf dieses Futter anspringen.
Neben dem täglich frischen Weichfutter, muss ein gutes Grundfutter gereicht werden. Dies sollte unter anderem Inhaltstoffe wie verschiedene Getreidesorten, so wie getrocknete Rosinen oder auch getrocknete Mehlwürmer enthalten. Auch diese „bunten, getrockneten Karottenstücke“, wie sie oft in Kaninchen- oder Meerschweinchenfutter enthalten sind, können angeboten werden. Zudem gibt es noch einige spezielle Futter, z.B. für Rennmäuse, welches aus gepressten Pellets bestehen. Auch solche Sorten kann man ausprobieren. Jedoch „stehen“ nicht alle Schläfer auf Trockenfutter. Bereitstehen sollte es trotzdem immer, da sich die Tiere in freier Natur auch von verschiedenen Samen ernähren.
Auch hochwertiges Katzenfutter wird genommen. Dies ist auch notwendig, wenn man nicht unbedingt täglich Insekten füttern möchte. Ob Nass- oder Trockenfutter ist eigentlich egal. Trockenfutter hat natürlich den Vorteil, dass es nicht so unglaublich stark stinkt.
Tipp: Als Lebendfutter-Ersatz kann man sich auch gut eine besondere Art Vogelfutter bestellen. Beos z.B. sind Weichfresser, die größtenteils nur Obst und Insekten verspeisen. Als Vogelhalter kann man dem natürlich auch nicht nachkommen. Also gibt es verschiedene Hersteller, die sich auf Beofutter spezialisiert haben (z.B. "Claus").
In diesem Futter sind jede Menge getrocknete Insekten. Unter anderem Ameisen, Zophobas, Krebstiere etc. Meine Schläfer nahmen dieses Futter, welches ich mit Whiskas-Katzentrockenfutter mischte gerne an. Das Futter kann auch gerne mal 3 Tage stehen bleiben, ohne dass es ranzig wird.
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